Abwarten ist keine Option: Vor diesen digitalen Heraus­forderungen stehen regionaler Energie­versorger jetzt

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Die Energiebranche ist derzeit starken Umwälzungen ausgesetzt. Die Entwicklung neuer digitaler Businessmodelle und innovative Technologien ist dringend notwendig und zukunftsträchtig – allerdings gilt es noch einige Hürden zu überwinden.

Das sind die Brennpunkte der digitalen Veränderung

 

Der Wandel zu Smart Grid

Netzbetreiber entwickeln sich immer mehr zu strategischen Energiemanagern. Erst durch sie wird eine Energiewende möglich. In Deutschland speisen inzwischen über 1,5 Mio. Stromerzeuger, mit zum Teil stark schwankenden Mengen, Strom in die Netze ein. An Stelle der klassischen Aufgabe, der Durchleitung von Energie, tritt die Aufgabe, ein immer komplexeres Netz aus Einspeisern und Abnehmern zu steuern und dieses intelligent auszubalancieren. Netzbetreiber entwickeln neue Produkte und Dienstleistungen, kooperieren mit anderen Stadtwerken und arbeiten mit Start-ups zusammen. Der extrem schnelle, durch Energiewende und Digitalisierung getriebene Wandel verändert die Rolle der Energienetze zu einem komplexeren und dezentraleren System.

Smart City – Aktiv gestalten

Netzbetreiber nehmen eine neue Rolle bei Städten und Kommunen ein: Sie werden zu Vordenkern und Infrastruktur-Managern für die Regionen.
In den Bereichen Mobilität, Kommunikation, Gebäudeeffizienz gibt es große Veränderungen. Dafür müssen regionale Versorger ihre Kernkompetenz in der Erfahrung im Infrastruktur-Management ausspielen. Einige Beispiele sind:

  • Städte benötigen eine Lade-Infrastruktur für E-Mobilität.
  • Zusätzlich muss die Lade-Infrastruktur allgemein ausgebaut werden.
  • Es bedarf einer intelligente Parkraumbewirtschaftung
  • Die Straßenbeleuchtung in Verbindung mit E-Mobility wird bedarfsgesteuert reguliert
  • Die Breitband-Angebote müssen erweitert werden
  • Die intelligent gesteuerte Stromversorgung in jedem Haus wird komplexer.
  • Die Nutzung von Big Data (per Smart Meter) zur Energieoptimierung mittlerer und großer Verbraucher.

Die Energieanbieter sind als wichtige Partner für nachhaltige Lösungen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung, Mobilität und Klimaschutz gefragt.

Digitaler Vertrieb verändert traditionelle Geschäfts­modelle

Die Energieanbieter nutzen neue Wege zum Kunden.
Durch eine höhere Preistransparenz (etwa über Portale wie Check24.de, verivox) folgt die Kundenkommunikation, Kundengewinnung und Kundenbindung anderen Gesetzmäßigkeiten als bisher.

  • Bisher wird die Wechselbereitschaft noch als zu gering eingeschätzt. Dies könnte sich ändern.
  • Neue Energiemarktplätze für Firmenkunden über das Internet entstehen.
  • Blockchain-Technologie gilt als neues Tool für die Energiewirtschaft.

Die Kunden können durch die Blockchain-Technologie einen besseren Einblick in die Herkunft des Stromes bekommen. Sie können zum Beispiel Anteile an der Produktion kaufen und mit ihrem Verbrauch verrechnen. Die Blockchain-Technik gilt auch als ultimatives Tool, um dezentrale Anwendungen automatisch zu organisieren, zu autorisieren und abzurechnen. Dadurch werden neue Marktformen ermöglicht. Beispielsweise Portale zum Direkthandel zwischen Erzeugern und Verbrauchern.

Neue Möglichkeiten durch digitale Geschäftsprozesse

Die effiziente Antwort auf neue digitale Herausforderungen ist die Digitalisierung und Effizienzsteigerung bestehender Geschäftsprozesse, wie im Bereich der Versorgungsnetze und des Vertriebs. Es müssen neue Prozesse zur Interaktion mit bestehenden und neuen Kunden geschaffen werde. Das gilt für den E-Mobilitybereich (z. B. im Bereich der E-Bike E-Mobility Ladestationen) aber auch im automatisierten Kundenmanagement (z. B. im Vertragsmanagement durch den Einsatz von Bots).

Dr. Dirk Wernicke, techn.  Geschäftsführer Stadtwerke Münster beschreibt das so:

„Die Stadtwerke haben eine Riesenchance, bei der digitalen Transformation die Verbindung ihrer Vertriebskompetenz mit ihrer Infrastruktur-Kompetenz auszuspielen. Digitale Geschäftsmodelle erfordern digitale Infrastruktur — vom Breitbandkabel über die IoT-Infrastruktur für die Smart City bis zu Smart Metern. Darauf lassen sich digitale Geschäftsmodelle aufbauen, mit der Verbindung der IoT-Ebene und der Smart Communication-Ebene.“

Große Chancen bestehen bei der Nutzung und Bereitstellung von Daten, für das intelligente Messwesen und für innovative Speicherlösungen.

Der Hype um nachhaltige Geschäftsmodelle: Die Spreu vom Weizen trennen

Deutschland verabschiedet sich vom Atomstrom und von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien. Die aktuelle Energiewende und digitale Herausforderungen sind für alle Beteiligten kein einfacher Prozess.

Start-up-Veranstaltungen und Messen bringen neue Businessideen hervor:
Elektroroller Sharing, Zählerstandserfassung per Smartphone … Welche Ideen sind die richtigen? Derzeit gibt es einen großen Hype rund um unterschiedlichste, nachhaltigen Geschäftsmöglichkeiten, doch einige der Themen auf den Branchenveranstaltungen werden, voraussichtlich nie zum Fliegen kommen. Wie aber die Spreu vom Weizen trennen: Für die Geschäftsleitung eines Stadtwerkes ist es essentiell, aus der Vielzahl potentieller Veränderungen diejenigen herauszukristallisieren, die hoch relevant sind und unbedingt im eigenen Unternehmen berücksichtigt werden müssen.

Ressourcenknappheit beim Personal – Wer soll es denn machen?

Insbesondere mittlere und kleinere Stadtwerke haben nicht die personellen Ressourcen, die anstehenden Themen der digitalen Transformation inhaltlich und zeitlich zu leisten. Hier könnten Kooperationen mit anderen Stadtwerken die notwendige kritische Masse bringen. Alternativen wären Kooperationen mit IT- oder industriellen Partnern. Die Herausforderung?  Den richtigen Weg zu finden, ohne die Eigenständigkeit und Bedeutung für Kommune und Kunden zu verlieren.

Fazit: Energieanbieter müssen jetzt die richtigen Dinge richtig tun.

Die anstehenden Aufgaben sind sehr vielfältig und komplex. Um in dieser Situation keine teuren Fehler für die Zukunft zu machen, braucht es ein kompetentes Inhouse-Team mit den nötigen zeitlichen und fachlichen Ressourcen und die gezielte Einbindung von externen Experten, die Impulse und Unterstützung geben. Der Aufwand lohnt sich, langfristig werden neue, zukunftsträchtige und strategisch wichtige Geschäftsfelder erschaffen.

Weiterführende Artikel:

Die digitale Transformation – was Unternehmen jetzt beachten müssen